Mehr Löcher als Käse?
Das Herkunftslandprinzip und seine zahlreichen Ausnahmen
Vortrag am 2. Österreichischen
IT-Rechtstag am
5.6.2008
Franz Schmidbauer
internet4jurists.at/it-rechtstag2008/
PDF zum Drucken
Richtlinie 2000/31/EG des
Europäischen Parlaments und des Rates vom 8. Juni 2000 über bestimmte
rechtliche Aspekte der Dienste der Informationsgesellschaft, insbesondere
des elektronischen Geschäftsverkehrs, im Binnenmarkt ("Richtlinie über den
elektronischen Geschäftsverkehr"), ABl L178 vom 17.7.2000, 1-16
Ziel: Stärkung des Binnenmarktes durch
Verringerung der Schranken in der IT-Technologie
einheitlicher rechtlicher Rahmen
freier Verkehr von Diensten der InfoGes
gerechter Wettbewerb
Herkunftslandprinzip (auch Ursprungslandprinzip): -
Art 3
Anwendung der Prinzipien des Binnenmarktes (Art 14 EGV)
-
auf niedergelassene Diensteanbieter
Art 2 lit c
im koordinierten Bereich -
Art 2 lit h
Ausnahmen von der Geltung der Richtlinie -
Art 1 Abs. 5
generelle Ausnahmen von der Geltung des Herkunftslandprinzipes -
Art 3
Abs. 3
individuelle Ausnahmen (Schutzklausel) -
Art 3 Abs. 4
Definitionen
-
Dienst der InfoGes -
Art 2 lit b (verweist auf Art 2 Nr 2 RL 98/34/EG idF
98/48/EG) - § 3 Z 1
-
jede in der Regel gegen Entgelt
elektronisch im Fernabsatz und
auf individuellen Abruf eines Empfängers
erbrachte Dienstleistung.
koordinierter Bereich -
Art 2 lit h -
§ 3 Z 8
-
sondergesetzlicher Art (Zulassungsvorschriften
-
allgemeiner Art (Schuld-, Schadenersatz-, Lauterkeits-,
Verwaltungsrecht)
-
nur Online-Aktivitäten
Niederlassung -
Art 2 lit c -
§ 3 Z 6
-
Tatsächliche Ausübung einer Wirtschaftstätigkeit auf Dauer
-
nicht bloß technische Einrichtung (Server)
Ausnahmen von der Geltung der Richtlinie -
Art 1 Abs. 5 -
§ 2,
§ 21 Z 9 bis 11
Steuerwesen
Datenschutz
Kartellrecht
Notare und ähnliche Berufe (ZT)
-
Rechtsanwälte und Strafverteidiger
-
Gewinnspiele
Generelle Ausnahmen vom Herkunftslandprinzip
-
Immaterialgüterrechte (Schutzlandprinzip) -
Art 3 Abs. 3 (Anhang)
- § 21 Z 1
-
Ausgabe von elektronischem Geld -
Art 3 Abs. 3 (Anhang)
- § 21 Z 2
-
Werbung von Organismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren (OGAW) -
Art 3 Abs. 3 (Anhang)
- § 21 Z 3
-
Versicherungsunternehmen
Art 3 Abs. 3 (Anhang)
- § 21 Z 4
-
Rechtswahl der Parteien -
Art 3 Abs. 3 (Anhang)
- § 21 Z 5
-
Verbraucherverträge -
Art 3 Abs. 3 (Anhang)
- § 21 Z 6
-
einschl. Info-Pflichten (# Deutschland)
-
Art 5 EVÜ (Rom I VO)
-
Immobiliengeschäfte
Art 3 Abs. 3 (Anhang)
- § 21 Z 7
-
Zulässigkeit unerbetener Werbung
Art 3 Abs. 3 (Anhang)
- § 21 Z 8
Individuelle Ausnahmen vom Herkunftslandprinzip (Schutzklausel) -
Art 3 Abs. 4 -
§ 22
-
Schutz der öffentlichen Ordnung, Strafverfolgung, Jugendschutz
-
Schutz der öffentlichen Gesundheit
-
Schutz der öffentlichen Sicherheit
-
Schutz der Verbraucher (inkl. Anleger)
jeweils wenn
-
vorhandene oder drohende Beeinträchtigung eines Schutzzieles durch
Dienst der InfoGes und
-
Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen
-
vorherige Aufforderung
-
Beispiel: Sperrungsverfügungen in NRW, Doc Morris
Anwendung des Herkunftslandprinzipes
-
Lauterkeitsrecht
-
Deliktsrecht (Haftung Diensteanbieter)
-
Anbieterkennzeichnung?
-
Strafrecht? (Erw 8 #
Art 3 Abs 4)
Entscheidungen
OGH, Beschluss vom 20.3.2007,
4 Ob 47/07a,
Dr. Rath's
-
OGH, Urteil vom 21.11.2006,
4
Ob 62/06f, go-limited.de
-
OLG Wien, Urteil vom 22.3.2006,
13 R 257/05t, Ferrari
fahren
-
OGH, Beschluss vom 25.4.2004,
4 Ob 234/03w, Wiener Werkstätten III
Literatur
Spindler, Fallenböck, Das Herkunftslandprinzip der
E-Commerce-Richtlinie und seine Umsetzung in Deutschland und Österreich,
ZfRV 2002/23, 214
Handig, Das Herkunftslandprinzip und seine Auswirkungen in den
verschiedenen Rechtsbereichen, wbl 2003, 253
-
Kammerer, Wettbewerbschaos zwischen E-Commerce-RL und Rom II
-
-
Brenn, E-Commerce-Gesetz, Kurzkommentar 2002
-
Zankl, E-Commerce-Gesetz, Kommentar 2002
-
Laga/Sehrschön/Ciresa, E-Commerce-Gesetz, Praxiskommentar 2. Aufl. 2007
weitere Infos auf
|