Tour de Link

7.4.3 Deep Linking

Ein Problem, das erst durch den Einzug der kommerziellen Seiten in das Internet und der Entdeckung als günstige Werbefläche zu einem Problem geworden ist, ist das Linken auf Dokumente in der Tiefe (hierarchisch gesehen) einer Website. Technisch handelt es sich dabei (je nach Ausgestaltung) um einen ganz gewöhnlichen Link auf ein Dokument im WWW. Es wird argumentiert, dass dadurch die Homepage "umgangen" wird, auf der einerseits die Hauptwerbung platziert ist und andererseits der (möglicherweise einzige) Zugriffszähler, der die, für die Werbewirtschaft wichtigen, Visits zählt. Die Wortwahl "umgehen" impliziert hier bereits einen Unrechtsgehalt, der nur in ganz besonderen Konstellationen vorliegen dürfte.

Zunächst ist darauf hinzuweisen, dass der Link von Anfang an ein Instrument zum Verweis auf Dokumente war und nicht auf Homepages. Die Homepages gewannen erst im kommerziellen Internet an Bedeutung, haben sie aber auch bereits wieder verloren. Das Argument mit dem Zugriffszähler ist durch die Entwicklungen im Internet überholt. Die Auswertung einer Website ist längst nicht mehr auf einen primitiven Zugriffszähler auf der Homepage angewiesen. Heute sind Auswertungen von Logfiles üblich, die jede Bewegung des Besuchers auf der Website genau erfassen, egal auf welcher Seite er die Website betritt.

Auch die Werbung wird mittlerweile so platziert, dass sie auf jeder Seite aufscheint. Insbesondere die Online-Seiten der Printmedien, die hauptsächlich um die Zugriffszahlen buhlen, haben längst die Werbung auf allen Seiten. Ein Link auf einen Artikel in der Tiefe unterscheidet sich durch nichts von einem solchen auf die Homepage.

Ein Link muss zum Ziel führen und nicht zu einer Homepage - only deep linking is good linking (Jakob Nielsen)

Der Internetsurfer hat nichts von einem Link, der nur bis zur Homepage führt, wenn sich dort die Suche nach dem Linkziel gestaltet, wie die berühmte Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Das Internet ist ein schnelles Medium, der Internetsurfer grundsätzlich ungeduldig. Wenn ein Link nicht innerhalb weniger Sekunden zum gewünschten Ergebnis führt, wird die Suche abgebrochen. Ein Link auf ein Dokument, der auf der Homepage der Zielseite endet, wird eher als Hohn empfunden. Eine Einschränkung von Links auf die Homepage würde 99 Prozent des Nutzens des WWW beseitigen. Versuchen Sie einmal in einem großen Web mit zig Kapiteln und hunderten oder tausenden Seiten über die Homepage einen bestimmten Artikel zu finden!

Verschiedene Gerichte haben daher bereits entschieden, dass das Linken auf Seiten anderer Websites grundsätzlich zulässig ist. Es wird angenommen, dass jemand, der etwas im WWW veröffentlicht, auch will, dass Besucher zu diesem Dokument "hingeführt" werden, damit es von möglichst vielen gelesen wird - denn genau das ist das Wesen des Links. Der Betreiber einer Website könnte durch technische Maßnahmen (siehe etwa) verhindern, dass Links in die Tiefe seiner Website gesetzt werden. Dass das kaum gemacht wird, hängt wiederum damit zusammen, dass dann niemand mehr auf die Site linken würde, wodurch wieder "Traffic" verloren ginge. 

Das eigentliche Problem, das meist hinter dem Deep Link steckt, ist das "sich Inhalte anderer zu Eigen Machen", das u.U. zu wettbewerbsrechtlichen Problemen führt. Es kann durch die Art des Verweises der Eindruck erweckt werden, es handle sich um eigene Inhalte. Meist geschieht dies durch die Technik des Framings, sodass wir wieder beim vorherigen Thema sind. Wenn man sich die Entscheidungen im Zusammenhang mit Deep Links anschaut, stellt man meist fest, dass es um diese anderen Probleme gegangen ist.

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